Veranstaltung der Klima-Initiative Schwielowsee war ein voller Erfolg

Lesezeit etwa: 3 Minuten

von J. Fellenberg / K. Heuer

Podiumsdiskussion zum Thema Wald

Starkes Interesse wurde der Auftaktveranstaltung der Klima-Initiative Schwielowsee zum Thema „Unser Wald und der Klimawandel – was ist da los?“ zuteil.

Am Abend des 25. August war der Gemeindesaal der ev. Kirche Caputh bis auf den letzten Platz besetzt. Sowohl den Zuschauern als auch eingeladenen Fachleuten und der sympathischen Moderatorin Nadine Menard boten sich beste Bedingungen, trotz der geltenden Hygiene-Standards.

Zudem konnten zahlreiche Zuschauer die Veranstaltung live online verfolgen und sich mit Fragen einbringen. Ein Konzept was, trotz kleinerer technischer Probleme unbedingt beibehalten werden sollte.

Die Podiumsteilnehmer:

Eingeladen waren Jörg Ecker (Landesforst Brandenburg), Martin Schmitt (selbstständiger Förster), Manfred Lütkepohl (NABU Brandenburg) und Carsten Sicora (Waldsiedlung Wildpark-West). Fachleute, die sich auf Grund ihrer Funktionen täglich mit dem Wald beschäftigen.

In angenehmer und von gegenseitigem Respekt geprägter Atmosphäre erläuterten die vier Podiumsteilnehmer den anwesenden Gästen, unter Ihnen zahlreiche Mitglieder der Gemeindevertretung Schwielowsee sowie der Ortsbeiräte, ihre Sichtweisen zu den bereits jetzt spürbaren Auswirkungen des Klimawandels in den Wäldern des staatlich anerkannten Erholungsortes.

Ecker, als gestandener Forstbeamter und Schmitt, ein Forstfachmann der Praxis, erläuterten insbesondere die wirtschaftlichen Aspekte und Auswirkungen der Dürre für den ihnen anvertrauten Brandenburger Forst anhand konkreter Zahlen.  Lütkepohl und Sicora betrachteten die ökologischen Auswirkungen von Waldschäden eher in Bezug auf die biologische Vielfalt und das ökologische Gleichgewicht.

Ecker benannte konkret die Schwierigkeiten der wirtschaftlichen Aufforstung durch die bereits zeitig einsetzende Trockenheit im Frühjahr und den Schädlingsbefall aufgrund der Dürre der Jahre 2018 und 2019, während Schmitt das psychologische Moment der Waldverjüngung durch notwendige Baumfällungen für Waldbesucher analysierte.

Sicora sah vorrangig infolge von wirtschaftlichen Zwängen der Waldbesitzer die Ursache der Waldschäden. Den Klimawandel nannte erst an zweiter Stelle als reelle Gefahr. Lütkepohl ergänzte, dass die Folgen des Klimawandels und unsachgemäßer Waldbewirtschaftung insbesondere für die Artenvielfalt gravierend seien und zu einem gestörten ökologischen Gleichgewicht führe. Den Ausführungen Eckers, der die in den letzten Jahren stetig steigende Anzahl von Festmetern im Landesforst hervorhob, hielt Sicora den Baumschwund am Beispiel der Waldsiedlung Wildpark-West entgegen.

Auch wurde von Zuschauern u.a. die geplanten großflächigen Fällmaßnahmen am Caputher Einsteinhaus kritisch hinterfragt, sowie die Folgen von Müll im Wald und Baumentnahmen durch Baumaßnahmen in Siedlungsgebieten.

Einig war sich das Podium, dass der Waldumbau zukunftsorientiert stattfinden müsse. Förster Schmitt nannte die Mischbewaldung als das geeignete Mittel, um die Wälder widerstandsfähiger zu machen und in ihrer Gesamtheit besser zu schützen. Er verwies auf Nachpflanzungen in Beelitz, die mit einem Verein gemeinsam geleistet werden und würde auch gern in Schwielowsee solche Aktionen begleiten.

Lütkepohl ergänzte, dass man auch den Mut haben müsse, größere Flächen Wald sich selbst zu überlassen und verwies auf das 12-Punkte-Papier des NABU zum Erhalt der Wälder im Klimawandel. Sicora erläuterte ergänzend am Beispiel von Wildpark-West die auf 15 Jahre angelegte Wildparker Nachpflanzaktion, bei der allein in den letzten beiden Jahren über 700 Bäume nachgepflanzt wurden.

Fazit:

Die Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass Gespräche und Transparenz wesentlich dazu beitragen, verschiedene Interessen wie die ökonomische Waldbewirtschaftung und den ökologischen Walderhalt auch in Zeiten des Klimawandels ermöglichen.

Nach langjähriger Pflanzung von Nadelbaum-Monokulturen auf schwierigen Standorten zeigen sich viele Wälder in Brandenburg instabil. Mit Blick auf den Klimawandel bieten sie keine hinreichende Sicherheit mehr. Doch durch den konsequenten Waldumbau können wir unsere Wälder  für die Zukunft stärken und zu einer CO2 Reduktion beitragen.

Die Klima-Initiative Schwielowsee plant bald eine Waldbegehung anzubieten und mit der Forstverwaltung Baumpflanzaktionen einzuleiten.

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3 Gedanken zu „Veranstaltung der Klima-Initiative Schwielowsee war ein voller Erfolg

  1. Hallo,
    ohne Wildschutz oder Reduzierung der Wilddichte, die bei Euch auch sein wird, wird leider nichts möglich sein. Spreche leider aus Erfahrung und habe fast alles im Gatter. Mal sehen wo der Eichelhäher pflanzt.

  2. Ein paar Zahlen: Bei der letzten Landeswaldinventur, die über alle Besitzarten in Brandenburg durchgeführt wurde, waren 44,6 % der jungen Pflanzen durch Reh-, Dam- und Rotwild verbissen. Dabei sind sind die Laubhölzer besonders stark geschädigt. Brandenburg liegt bundesweit mit an der Spitze der Wildschäden. Die Natur bietet die Laubbäume zum notwendigen Waldumbau wegen des Klimawandels “gratis” in Hülle und Fülle an – aber sie haben in vielen Regionen keine Überlebenschance wegen des Verbisses durch Wild.
    Waldumbau durch aktive Pflanzung ist prima. Jährlich werden ca. 2500 Hektar geschafft.
    Jedoch sind ca. 500 000 Hektar umbau-notwendig. Um das Ziel zu erreichen, müssten wir “nur” noch 200 Jahre pflanzen……Waldumbau durch Pflanzung ist ein sehr wichtiger und guter Ansatz und immer richtig – aber flächenmäßig geht es sehr langsam im Gegensatz zu gelungenen natürlichen Verjüngungen des Waldes.
    Noch mal Zahlen: Jagdstatistik für Brandenburg 1972 und 2019 (die Zahl des erlegten Wildes ist ein guter Weiser auch für den vorhandenen Bestand: Rehwild 1972: 31.375 ; 2019: 60.613 -> verdoppelt; Rotwild 1972: 2369; 2019: 8836 -> 400 % mehr; Damwild 1972: 718 ; 2019: 10.627 -> 1500 % Steigerung.
    Das bedeutet, wir haben heute in Brandenburg ein Vielfaches an Wild im Wald wie noch Anfang der siebziger Jahre und die damit verbundenen Wildschäden sind so gravierend, dass Laubbäume nur hinter einem Zaun eine Überlebenschance haben.
    Ohne eine deutliche Intensivierung der Jagd benötigen wir noch 100 Jahre und mehr zum Waldumbau mit Pflanzung und Zäunen. Wir müssen die Jäger von ihrer immens wichtigen Aufgabe, die Wildbestände für den Waldumbau und den Klimaschutz zu reduzieren, überzeugen. Der Landesbetrieb Forst bejagt nur 11 % der Jagdflächen; auf 89 % der Fläche steuern private Jäger den Wildbestand. Der Großteil des Privatwaldes ist an Jäger verpachtet und viele müssen ihre “Klimaschutzaufgabe” für den Wald erst einmal erkennen und wahrnehmen. Die Bejagung ist der absolut dominierende und kritischste Faktor beim Weg zum zum klimaresilienten Wald….und das muss erst einmal in die Köpfe !

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