von Elke Lange SEDDINER SEE 21.06.2021
Anhaltende Trockenheit, verlandete Flüsse, vermehrt Waldbrände:
Auch im Land Brandenburg hat der Kampf ums Wasser längst begonnen. Doch nur wenige erkennen offenbar den Ernst der Lage.
Ganz selbstverständlich drehen wir in Deutschland den Wasserhahn auf und das Trinkwasser läuft aus der Leitung. Es ist zu jeder Zeit, wann immer wir es möchten, verfügbar. Noch. Doch wird es auch in 20 oder 30 Jahren noch eine Selbstverständlichkeit sein? Kann Wasser zu einer knappen Ressource werden?
Anfang Juni fand in Caputh in Präsenz und gleichzeitig digital ein Vortrag zur
„See- und Grundwasserspiegeldynamik in Schwielowsee und Umgebung“ statt.
Knut Kaiser vom GeoForschungsZentrum (GFZ) Potsdam berichtete von gemeinsamen Ausarbeitungen mit Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V. (PIK) unter der Überschrift „Auf dem Weg zur „Steppe“? Der Landschaftswasserhaushalt in Brandenburg im Wandel. Dabei wird anhand von Grafiken deutlich, wie es um den Seddiner See bestellt ist. Die Kurven der mittleren Jahressummen von Niederschlag und die der Verdunstung driften immer weiter zuungunsten des Grundwasserspiegels voneinander ab. Dies führt zu einer Verringerung des Seevolumens, die letztlich zur Eutrophierung führt. Das heißt zur Anreicherung von Nährstoffen. Das wiederum führt zu einem starken Algenwachstum, welches sich so im Gewässer anlagert, dass kein Licht mehr zu den unteren Schichten durchkommt. Die Qualität und der Nutzungswert nehmen in den Folgejahren ab. Die relative Klimastabilität der letzten zirka 150 Jahre gerät aus den Fugen und Extremereignisse wie beispielsweise Sturm und Starkregen oder auch Dürrephasen werden zu- und das Wasserangebot wird abnehmen, erklärt Knut Kaiser. „Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, natur- und menschverträgliche Lösungen zu entwickeln und umzusetzen“, betont er. Dabei sind ein Niedrigwasserkonzept für Brandenburg oder auch ein Programm zum Moorschutz von politischer Seite bereits auf den Weg gebracht. Doch der Wille allein genügt eben noch nicht.
Karsten Zühlke von der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) berichtete zur Trinkwassergewinnung im Raum Potsdam und Ferch. Die EWP unterhält fünf Wasserwerke mit 1.000 Kilometer Rohrnetz. Zirka 208.000 Einwohner in Potsdam und Umland werden mit Trinkwasser versorgt. Per Grafik kann Karsten Zühlke verdeutlichen, dass der Wasserbedarf kontinuierlich im Versorgungsgebiet angestiegen ist. Da Potsdam zu einer der am stärksten wachsenden Städte in Deutschland zählt, kann auch weiterhin von einem steigenden Wasserbedarf ausgegangen werden. Perspektivisch gesehen bedeutet das eine hohe Aus- und Belastung der vorhandenen Kapazitäten zur Trinkwasserbereitstellung. Zwar sei per se viel Wasser da, aber keineswegs gleichzeitig auch gute Fassungsbedingungen und teils seien auch ungeeignete Qualitäten zu verzeichnen. Das bedeute: Die Reserven sind begrenzt und die Versorgungssicherheit könnte eingeschränkt sein. Im Klartext: Wirkt der Klimawandel wie erwartet, gehen die „Reserven“ in den nächsten 30 Jahren auf „Null“ und die Bilanz könnte sich ins Negative drehen.
Zum Vortrag eingeladen hatten Engagierte der Klima-Initiative Schwielowsee e.V. – ein Bündnis von mehr als 50 Akteur:innen aus und um Schwielowsee. Die Initiative, die sich im vergangenen Jahr gründete, will nicht anklagen, so Annedore Althausen vom Vorstand. Vielmehr wollen sie informieren und das Bewusstsein der Menschen schärfen bevor es zu spät ist. Mehr Informationen zur Klimainitiative gibt es auf www.klima-schwielowsee.de. ela
Herzlichen Dank an Elke Lange für den Artikel im Blickpunkt 21.6.21:
https://www.blickpunkt-brandenburg.de/nachrichten/artikel/im-kampf-um-das-wasser
Ein Gedanke zu „Im Kampf um das Wasser“
RBB24 18.6.: „Die schlimmsten Annahmen werden teilweise noch übertroffen“
https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2021/06/klima-klimawandel-hitze-hitzewelle-sommer-versandung-versteppung-waldsterben.html