Stadtwald in Gefahr

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Giga-Factory geplant

Gastbeitrag von Elisabeth Schrödter

Eine Giga-Factory, fast doppelt so groß wie die von TESLA in Grünheide soll auf 240 ha Landeswald im Norden von Beelitz, westlich vom Bahnhof Seddin, entstehen. Diese Planung hatte die Wirtschaftsförderung der Landesregierung (WFBB) am 13.12.2022 in dem vollbesetzten Ratssaal vorgestellt.

Aus Folie 8 der Präsentation der WFBB

Vier Kommunen betroffen

Das Projektgebiet ist insgesamt 300 ha groß und liegt auf den Gemarkungen der Gemeinden Seddiner See, Schwielowsee und Michendorf. Sie grenzt direkt an das Trinkwasserschutzgebiet von Beelitz. Weil die Verkehrsanbindung über die Anschlussstelle Ferch nicht ausreichend ist, ist eine zweite über Beelitz Heilstätten vorgesehen. Dafür soll eine Erschließungsstraße durch den Beelitzer Stadtwald gebaut werden.

Die Planungshoheit der Stadt Beelitz und der anderen drei Gemeinden hindert die Landesregierung nicht daran, den Landeswald vergolden zu wollen. In den Flächennutzungsplänen ist das Gebiet als Wald ausgezeichnet, es handelt sich um ein Landschaftsschutzgebiet (LSG). Aber die Vermarktung des Gewerbegebiets soll durch die WFBB erfolgen. Um in den vier Kommunen den Widerstand gegen das Projekt zu überwinden, bittete die WFBB ihnen an, dass auch sie zwei Stückchen Gewerbegebiet abbekommen, welches sie gemeinsam planen können. Merkwürdig daran ist nur, dass diese Fläche gleichzeitig als Pufferzone für die noch unbekannten Lärmimmissionen des Industriestandortes dienen soll, welche den östlich des Bahnhofes liegenden Wohnort Neuseddin gefährden.

Planung rührt an unseren Lebensgrundlagen

Die Waldfläche dient als Wasserneubildungsgebiet für das Beelitzer Trinkwasser, den Seddiner See und die Lienewitz-Seen. Unsere Region hat schon heute deutlich sinkende Grundwasserstände, so dass die vorhandenen Trinkwasserzonen ausgeweitet werden müssen. Für die Trinkwasserzone der Stadt Beelitz würde mit der Industrieansiedlung eine solche Ausdehnung nicht mehr möglich sein. Trotzdem sollen laut den Planern in Beelitz und in Treuenbrietzen noch Trinkwasserkapazitäten vorhanden sein, die über eine Fernleitung das neue Industriegebiet versorgen könnten. Denn Trinkwasserkapazitäten der anderen Gemeinden sind bereits erschöpft. Die Neuseddiner Bürgermeisterin hatte in ihrer Gemeindevertretung bereits erklärt, dass es aus dem Neuseddiner Wasserwerk keinen Tropfen für die Industrieansiedlung geben kann. Aber auch die Stadtverordneten aus Beelitz erteilten der WFBB eine Absage. Sie kennen angesichts der eigenen Planungen keine überschüssigen Trinkwasserkapazitäten.

Name der Giga-Fabrik noch unbekannt

Für welches Unternehmen die Landesregierung vorplant, darüber schwiegen sich die Herren der WFBB aus. Angedeutet wurden Branchen wie Pharmaindustrie und Hochtechnologie. Gegenüber den Gemeindevertreter/innen in Neuseddin wurden auch Automobil- und Elektroindustrie genannt.

Genannt wurden 3.000-5.000 Arbeitnehmer, wobei den Planern bewusst ist, dass von den nötigen Fachkräften nur vielleicht 400 aus der Region kommen würden. Das Gros der Beschäftigten soll aus Berlin, Potsdam und Sachsen-Anhalt kommen. Nach der Größe der Investition zu urteilen, würde sich die Zahl der Beschäftigten eher auf dem Niveau von TESLA einpendeln und bei 10.000 liegen. Damit würde zusätzlich ein starker zusätzlicher Pendelverkehr auf Schiene und Straße entstehen. Langfristig wird die Hälfte pendeln, so die Planer, die Anderen werden sich eine Wohnung in der Nähe der Fabrik suchen. Auf diese Art der städtischen Entwicklung ist keine der betroffenen Gemeinden vorbereitet. Selbst die geplanten Beelitzer Wohngebiete würden für diesen Ansturm nicht ausreichen. Mit der Industrieansiedlung stellen sich auch neu Fragen zur Wohnqualität für Beelitz Heilstätten. Anstatt der grünen Lunge des Stadtwaldes würde in der Nachbarschaft ein gigantischer Industriekomplex entstehen.

Ohne Die Stadt Beelitz geht da nix

Die Kritik von Stadtverordneten und Beelitzer Bürgerinnen und Bürger im Ratssaal am besagten 13.12.2022 war unüberhörbar. Auf die Frage eines Vertreters der WFBB an die Versammelten: „Sollen wir die Planung an dem Projekt fortsetzen?“ Antwortete der Saal im lauten Chor „Nein!“. Offensichtlich reichte das immer noch nicht. Vor Weihnachten lud die WFBB abermals die Bürgermeister/innen und Landesminister/innen zur Weiterentwicklung des Projekts ein. Warum? Diese Frage wartet noch auf eine Antwort. Selbst wenn die anderen Kommunen ihre Planungen nach den Wünschen der WFBB umstellen würden, bleibt Beelitz das Zünglein an der Waage. Ohne die Beelitz gibt es keine Wasser und keine Zufahrt. Und ein „Nein“ ist ein „Nein“! Jetzt gilt es, das auch immer wieder zu untermauern.

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