Caputher See Pegel – Umweltschutz hautnah

Hochwasser am Caputher Moor
Lesezeit etwa: 6 Minuten

Klima-Initiative mit Behörden für den Moorschutz

Am 06.02.2024 trafen sich 12 Caputher Bürger mit Vertretern der Gemeinde, der Naturschutz- und der Wasserbehörde sowie vom Wasser- und Bodenverband, um über Probleme des See-Abflusses zu sprechen. Der Abfluss bestimmt den Pegel des Caputher Sees. Viele Bürger hatten beobachtet, dass der Wasserspiegel des Sees in den letzten Jahren deutlich gesunken war. Steht die zunehmende Grünfärbung (Eutrophierung) vielleicht auch mit dem Volumen-Verlust des Seewassers in Zusammenhang? Für jeden erkennbar ist, dass durch den niedrigen Wasserstand weite Teile der südwestlichen Moor- bzw. Feuchtgebiete regelmäßig trocken fallen und dass die Baumwurzeln am Rand des Sees in der Luft hängen. Verlieren diese Bereiche dadurch ihre reinigende Wirkung? Sicher ist, dass dort kein CO2 mehr gespeichert wird; im Gegenteil: Wenn ein Moor trocken fällt, setzt das große Mengen CO2 frei. Das soll am Caputher See jetzt verhindert werden.

Endlich wieder genug Wasser im Caputher See

Die starken Regenfälle der letzten Monate hatten den See nach langer Zeit wieder zum Überlaufen gebracht. Treibgut und Laub hatten sich am Ablauf hinter der Sohlschwelle angesammelt und zu einem Hindernis aufgestaut, das wie ein kleiner Damm wirkte. Dies ist an und für sich nicht ungewöhnlich und passierte früher fast regelmäßig. Üblicherweise wurden die Hindernisse von einem Anwohner beseitigt und das angeschwemmte Material von Mitarbeitern des Wasser- und Bodenverbandes abgefahren.
Diesmal wurden die Hindernisse nicht sofort beseitigt. Der Wasserspiegel stieg auf eine Höhe, die dem Niveau der frühen 1980er Jahre entsprach. Mit dem Zollstock wurden 33cm Wasser über der Sohlschwelle gemessen. Die trocken gefallenen Feuchtgebiete standen plötzlich wieder unter Wasser.

In der Zwischenzeit hatten vermutlich gut-meinende Anwohner den Hindernishaufen Treibgut und Laub aus dem Abfluss auf die Seite geschoben. Der Effekt war, dass mit einem Schwall der Caputher Graben auf mehreren Hundert Metern Länge überschwemmt wurde.
Notdürftig wurde der vorige Zustand wieder hergestellt, d.h. das Seewasser mit einer Barriere aus Treibgut und Laubwerk zurückgehalten. An den darauffolgenden Tagen haben Mitglieder der Klima-Initiative dann das natürliche Hindernis durch eine Reihe von Sandsäcken ersetzt und in der Mitte einen V-förmigen Überlauf geschaffen. Damit konnte die Abflussmenge ermittelt werden.

Zu dem Zeitpunkt (02.02.24) floss etwa 3 m³ Wasser pro Stunde Richtung Havel. Der Wasserstand blieb bis zum Treffen am Dienstag relativ gleich, wobei der Abfluss am 06.02.24 sichtbar stärker war

Da die Wassermenge des Sees über den Pegel festgelegt wird und der Pegel über die Höhe der Abflussschwelle reguliert wird, traf man sich genau dort am Caputher Graben, wo früher ein bewegliches Wehr stand und sich heute eine feste Sohlschwelle befindet. Eine hohe Schwelleneinstellung am Wehr hatte vormals die Funktion, Wasser für die Gärtnerei am Blütenviertel an zu stauen. Mit dem Wegfall des Gärtnereibedarfs hatte man sich für die niedrigere feste Schwelle entschieden. Der für die Erhaltung des Moors notwendige Pegel war da vielleicht noch nicht das Thema, da die Niederschläge regelmäßiger waren.

Gemeinsam den See verbessern und Moore schützen

Die Klimainitiative Schwielowsee verabredete mit der Verantwortlichen der Gemeinde, die Wirkung des aufgestauten Seewassers untersuchen zu lassen. Frau Dr. Beate Gall von der Uni Potsdam hatte sich bereit erklärt, im Moor Bodenproben zu nehmen und Messpegel zu setzen. Letzten Sommer wurden Probebohrungen von der Universität Potsdam durchgeführt. Sie belegen stellenweise stark zersetzte Torfe bis 70 cm Tiefe, die ein Indiz auf diese sommerliche Austrocknungstiefe geben.

Schutz des Caputher See und Anwohner-Interessen

Einige Anwohner beklagten, dass der Caputher See seit vielen Jahren nicht mehr so viel Hochwasser gehabt hätte. Einige behaupteten, dass der See noch nie so hoch gestanden hätte. Uferbefestigungen, Stege und Gebäude ständen teilweise 10 bis 15 cm im oder unter Wasser.

Es ist sicher richtig, dass der Caputher See seit der Renovierung des Caputher Grabens und der Beseitigung des alten Wehres nicht mehr so viel Wasser gehabt haben kann.


Wasserstand des Caputher Sees, eigene Messungen von Juli 2023 bis Januar 2024

Sohlschwelle war zu niedrig

Nach dem Ausbau des Wehrs wurde die Sohlschwelle (und damit die Stauhöhe) auf 30,42m (DHHN2016) gesetzt und das ist niedriger als der Sollwert aus der Landschaftsplanung der Gemeinde. Laut gültigem Flächennutzungsplan sollte der Seewasserspiegel bei 30,60m liegen. Anscheinend wurde die Sohlschwelle also zu niedrig gesetzt. Demnach würde die Differenz genau die 18cm zwischen 30,60m und 30,42m betragen.

Ausschnitt aus Plan 5a Oberflächengewässer, Umweltbericht zum Flächennutzungsplan – Landschaftsplan der Gemeinde Schwielowsee, Sollpegel 30,6 m

Die Frage ist nicht so leicht zu beantworten, wie es scheint. Die Angabe von 30,60m (SNN76) findet man auch in alten DDR-Karten. Nach Auskunft des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie (BKG) richtete sich das „Normalnull“ der DDR am sogenannten Kronstädter Pegel aus. Nach der Wiedervereinigung wurden alle Nullwerte der BRD neu festgelegt und auf den Amsterdamer Pegel bezogen. Das heißt konkret für Caputh, dass alle DDR-Höhenangaben um 15cm nach oben angepasst werden müssten. 30,60 m in DDR-Karten wären 30,75 m nach heutiger Lesart.

Wir haben am 06.02.2024 eine Höhe von 33 bis 34 cm Wasser über der Sohlschwelle gemessen. 30,42 m plus 0,33 m ergibt zufällig 30,75 m, also ziemlich genau die alte Höhe des Caputher See Wasserspiegels. Offensichtlich werden einige Grundstücke zu nass. Das sollte vermieden werden.

Einigung auf einen Pegel bei 30,60m

Man kam überein, die Sandsack-Barriere an der Sohlschwelle wieder niedriger zu machen und auch keine neuen Barrieren durch Treibgut zu erlauben. Bei 15cm geringerer Höhe sollte sich ein Pegel von 30,60m einstellen.

Am 11.02.2024 wurde über der Sohlschwelle 32cm gemessen. Der Seewasserspiegel ist also in 4 Tagen ca. 1-2cm gefallen. Angesichts der Größe des Sees bedeutet das, dass zwischen 5000 und 10000 m3 Wasser abgeflossen sind.
Schneller kann das Wasser nicht abfließen. Denn eine Verengung im Bereich der Unterquerung der Straße der Einheit führt zum Rückstau im Caputher Graben. Dieser Effekt führt vor Augen, dass Abflusshöhe und Menge über einen längeren Zeitraum noch genauer ermittelt und untersucht werden muss.

Überschwemmter Graben vor der Straße der Einheit

Die Mitarbeiterin der unteren Wasserbehörde zeigte sich damit einverstanden, das Provisorium vorübergehend als Probestau zu genehmigen, wenn dazu kurzfristig ein Antrag vorgelegt wird und Ihr alle Daten zugänglich gemacht werden. Das ist inzwischen geschehen.

Eine endgültige, praxistaugliche Lösung im Interesse von Wasserqualität, gesundem Fischbestand und funktionierendem Moor muss allerdings noch erarbeitet werden. Die Klima-Initiative Schwielowsee will sich daran gern weiter beteiligen.

Wilhelm Neikes, Caputh 11.02.2024

Trag dich ein, um Mitteilungen und Einladungen der Klima-Initiative zu bekommen.

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert